Dann wird ja alles wieder gut. BNT162b2 liege bald vor, frohlockt Gesundheitsminister Spahn. Schlechter dran bleibt dann wohl die Wirtschaft. Hier ist die Pandemie lediglich vertagt und die Ansteckungsgefahr hochaktuell - vor allem an lebenden Toten.
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550000 versteckt überschuldete Firmen hatte Auskunft- und Inkasso-Dienstleister Creditreform im Oktober ausgemacht. © Filì |
Ende 2. Halbjahr standen deutsche Unternehmen aus Metallerzeugung und -bearbeitung, Maschinenbau, der Herstellung von EDV-Geräten und sonstigem verarbeitenden Gewerbe (ohne Bauindustrie) bei inländischen Banken mit über 160 Milliarden Euro in der Kreide.
Das Gros der ausgereichten Kredite wird auf „Untote“ gehen: überschuldete Betriebe, die allein dank der Nullzinspolitik ihre Kapitalkosten nicht mehr selber erwirtschaften müssen. Oder herzlos formuliert: Unternehmen, die entweder zu teuer produzieren respektive Güter herstellen, die der Markt nicht wirklich braucht. Vielleicht auch solche, denen der staatliche Dirigismus zugesetzt hat oder denen aus anderem Grund die Abnehmer weggebrochen sind. Auch schlechtes Management ist denkbar.
550000 solch versteckt illiquider Firmen hat der Auskunft- und Inkasso-Dienstleister Creditreform Oktober 2020 ausgemacht - und zwar quer durch alle Branchen. Das sind 17 % der deutschen Betriebe. Sie fallen allein deshalb nicht auf, weil die Insolvenzantrags-Pflicht bis Januar ausgesetzt ist. Sollte das Justizministerium dies bis Ende I. Quartal fortschreiben, rechnet Creditreform gar mit 800000 Pleiten.
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Kreditforderungen deutscher Banken an inländische Unternehmen, ausgewiesen in Prozent nach Branchen. © Bundesbank |
Mit solchen "Untoten" Geschäfte zu machen, ist hochinfektiös. Bislang gesunde Betriebe liefern heute, bleiben morgen jedoch auf ihren Rechnungen sitzen, geraten in Folge selber in Schwierigkeiten und sind unterm Strich „angesteckt“. Konsequente Folge ist eine Kettenreaktion, die über die verarbeitenden Branchen hinausreicht. Und last-but-not-least: Nicht jeder Unternehmer tut sich leicht damit, jahrelang vertraute Partner vor jedem größeren Abschluss auf Risiko und Bonität prüfen zu lassen.
Die Bankenaufsicht der EZB hat die europäischen Geldinstitute bereits gewarnt, dass das Risiko von Kreditausfällen insoweit sehr hoch sei. Wann sich dies in den Bankbilanzen zeige und mit welcher Schwere, könne man nicht voraussagen. Falls sich die Schätzung jedoch bewahrheitete, dürften die Banken in erheblichem Umfang Non Performing Loans – zu Deutsch: notleidende Kredite – in ihren Büchern haben.
Forderungen, die nicht bedient werden können, müssten korrekterweise in der Bankenbilanz abgeschrieben werden. Aber auch das hat Pleitepotenzial. Hinzu kommt, dass Banken mit schrumpfendem Eigenkapital weniger Kredite vergeben können. Und hier beißt der Zombie der Katze in den Schwanz.
Warten wir ab, was die Wiedereinsetzung der Insolvenzpflicht an Ernüchterndem aufdeckt. Ungesund sieht’s allemal aus.
Geben Sie auf sich Acht.
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